Die Pfarrkirche St. Ulrici zu Sangerhausen

Die Ludowingische Gedächtniskirche, deren architektonisches Vorbild die Klosterkirche Marcigny-sur-Loire in Burgund ist, war mit großer Wahrscheinlichkeit von Beginn an einem Benediktiner-Nonnenkloster zugeordnet, deren Frauen im 13. Jahrhundert den Zisterzienserinnen angehörten.

1074
In einer Urkunde des Klosters Reinhardsbrunn wird "die Kirche zu Sangerhausen" erwähnt Es kann nur vermutet werden, dass es sich hierbei schon um die Ulrichskirche handelt, möglich ist auch früherer Vorgängerbau der Kirche.
1110
Der Thüringer Graf Ludwig II., "der Springer" schenkt im Beisein der Äbte Ernst von Reinhardsbrunn und Burchard vom Petersberg zu Erfurt dem Kloster Reinhardsbrunn die Kirche zu Sangerhausen als unveräußerliches Klostergut - besonders aber um zum Seelenheil seiner zu Sangerhausen beerdigten Verwandten zu beten. Diese Urkunde kann als Gründungsurkunde der Ulrichskirche angesehen werden.
1123
Graf Ludwig II. stirbt und wird im Kloster der Ludowinger in Reinhardsbrunn beerdigt. Sein Sohn Graf Ludwig III. lässt den Bau der Kirche bis zur Vollendung fortsetzen.
1132 / 1135
Durch Otto, Bischof von Halberstadt, erfolgt die Weihe der fertiggestellten Kirche.
um 1265 / 1270
Die Kirche wird mit dem Zisterzienser-Nonnenkloster verbunden und westlich ein Anbau für die Nonnen-Empore errichtet.
1389
Nach dem großem Stadtbrand ist die Ulrichskirche schwer beschädigt, das Nord-Querhaus muss abgerissen werden. Jahre später, zeugen ein Kreuz-Grat-Deckengewölbe, gotische Fenster in der Hauptapsis und Süd-Querhaus von den baulichen Veränderungen zur Beseitigung der Brandschäden. Zeitgleich ist auf der Vierung ein steinerner gotischer Turm von damals 65 Metern Höhe errichtet worden, der in dieser Form bis 1780 Bestand hatte.
1539
Die Reformation ist abgeschlossen und per Dekret in Sangerhausen eingeführt, die Klöster sind säkularisiert und St. Ulrici ist seitdem eine evangelische Pfarrkirche.
1892 / 1893
Instandsetzung der Ulrichskirche. Dabei erhielt die Kirche ihr heutiges Erscheinungsbild, das getragen ist vom "Mittelaltergeist" des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die Hauptleistung der damaligen Instandsetzung bestand im Wiederaufbau des 1389 abgerissenen Nord-Querhauses mit der Apsis.

Der Bau der Ulrichskirche in Sangerhausen führt burgundische Vorbilder und Einflüsse der Hirsauer Reformbaukunst zusammen Die ungewöhnliche Vielzahl der Quellen, die für die Baugestaltung von St. Ulrici verantwortlich sind, machen die Kirche zu einem europäischen Bauwerk, das sich weit von lokalen Traditionen abhebt und gewissermaßen ein "Fremdling" in der umgebenden Kulturlandschaft ist. St. Ulrici darf nicht nur im Bereich der "Straße der Romanik" einen hervorragenden Platz beanspruchen: Geschichte, Architektur und kunstwissenschaftliche Bedeutung erheben die Kirche zu einem Bauwerk von internationaler Bedeutung.

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