Poppenberg bei Ilfeld ( 1 )
Am Südrand des Harzes erhebt sich nordöstlich von Ilfeld der breite Buckel des Poppenberges. Mit seiner Höhe von 600 m über NN beherrscht er weithin sichtbar das Landschaftsbild des Südharzrandes. Den Berggipfel erreichen wir zu Fuß entweder von Ilfeld (ca. 4 km), von Neustadt (ca. 4,5 km), vom Bahnhof Netzkater (ca. 3,7 km) oder vom Waldparkplatz "Tisch" am Nordhang des Poppenbergs (ca. 1,5 km). Der Poppenberg ist aus Sedimenten und Vulkaniten des Rotliegenden aufgebaut. Durch die unterschiedliche Widerstandsfähigkeit der Gesteinsschichten gegen die Kräfte der Verwitterung erhebt sich der Berg treppenartig über seine Umgebung, was besonders bei einem Aufstieg von der Südseite aus deutlich wird. An seinem Fuß streicht am Nordhang das Steinkohlenflöz des Unterrotliegenden aus, das hier an verschiedenen Stellen Gegenstand des historischen Bergbaus gewesen ist. Auf dem Weg zum Gipfel überqueren wir Konglomerate, Sandstein- und Tonsteinschichten und mit dem Ilfelder Melaphyr ein fast schwarzes Ergußgestein. Der Berggipfel besteht aus rotbraunem Rhyolith, dem sogenannten Ilfelder Porphyrit. Diese fast 300 m mächtige Lavaschicht bedeckt heute noch eine Fläche von rund 55 kmē. Auf dem höchsten Punkt des Bergrückens (N51°35.289'; E010°49.648') befindet sich der Poppenbergturm, der im Jahr 1894 als Stahlgitterkonstruktion errichtet und im Jahr 1994 vollständig restauriert wurde. Von dem frei zugänglichen Turm aus überblicken wir den gesamten Unterharz bis zum Brockenmassiv, bei günstigem Wetter reicht der Blick über das Thüringer Becken bis zum Thüringer Wald mit dem Inselsberg. Wunderschöne Ausblicke auf Ilfeld, Niedersachswerfen und den Kohnstein ( Landmarke 7 ) können wir auch von den Bielsteinen (N51°35.069'; E010°48.587') oder vom Standort der Ilfelder Wetterfahne (N51°35.242'; E010°47.499') genießen. Die 3 km vom Poppenbergturm entfernte Wetterfahne wurde im Jahr 1872 errichtet und 1998 wieder aufgebaut. Bis zum Gänseschnabelfelsen sind es von hier nur noch 1,5 km.
 
 
Grauwacke - die Basis des Rotliegenden
Steinbruch Unterberg ( 2 )
Vom Bahnhof Eisfelder Talmühle der Harzer Schmalspurbahnen erreichen wir auf einem ca. 2,5 km langen Fußweg den im Stiftsforst Ilfeld gelegenen Kellertalskopf. Hier bietet sich ein imposanter Ausblick in den modernen großen Steinbruch des Hartsteinwerkes Unterberg der KEMNA BAU Andreae GmbH & Co. KG, in dem Grauwacke abgebaut wird. In der Zeit des Devons vor ca. 400 Millionen Jahren lag der mitteldeutsche Raum in der Nähe des Äquators und war Teil eines Meeres, in das der Abtragungsschutt der benachbarten Festländer eingeschwemmt wurde. Ton und Sand finden wir heute als Tonschiefer, Grauwacke und Quarzit. In ruhigen flachen Meeresteilen siedelnde Korallen bildeten Kalke, und vulkanische Aktivitäten führten zu Lavaergüssen am Meeresboden, die wir heute als Diabas antreffen. Gegen Ende der Devonzeit kündigte sich die beginnende variszische Gebirgsbildung an. Das Gebiet der Mitteldeutschen Kristallinschwelle zwischen Kyffhäuser und Ruhla wurde aus dem Meer herausgehoben, während sich gleichzeitig das angrenzende Meeresbecken absenkte. Gewaltige Schuttmassen wurden in das Meer transportiert und liegen heute vorwiegend als Grauwacke vor. Dies ist ein sandsteinartiges Gestein mit einem hohem Anteil an Gesteinsbruchstücken und Bruchstücken des Minerals Feldspat. An den steilen submarinen Rändern des Festlandes kam es in Verbindung mit Erdbeben immer wieder zum Abrutschen der noch unverfestigten Ablagerungen, in die teilweise auch bereits verfestigte ältere Gesteine einbezogen wurden. Diese Schlammströme führten zur Verfrachtung und Umlagerung von ganzen Gesteinspaketen bis zu Entfernungen von 25 km von der Mitteldeutschen Kristallinschwelle nach Nordwesten. Als Teil einer solchen Gleitscholle erreicht die im Harz im nördlichen Teil des Landkreises Nordhausen anstehende Südharzgrauwacke eine Mächtigkeit von 400 bis 500 m. Die Südharzgrauwacke wurde in der Vergangenheit in zahlreichen kleineren Steinbrüchen, heute in dem großen Tagebau am Unterberg, gewonnen und dient der Herstellung hochwertiger mineralischer Baustoffe wie Brechsand, Splitt und Schotter.www.kemna.de

Steinkohlenbergbau
Besucherbergwerk Rabensteiner Stollen ( 3 )
Direkt am Bahnhof Netzkater der Harzer Schmalspurbahnen befindet sich das Steinkohlen-Besucherbergwerk "Rabensteiner Stollen". Es ist mit der Bahn sowohl vom Nordharz als auch vom Südharz aus gut erreichbar. Aber auch die Anreise mit dem Fahrzeug über die Bundesstraße B 81 ist möglich; es stehen ausreichend Parkmöglichkeiten zur Verfügung. Das Besucherbergwerk Rabensteiner Stollen ist das einzige Steinkohlen - Besucherbergwerk im Harz. Das Kohleflöz am Rabenstein wurde im Jahr 1737 erschürft, der Abbau war jedoch von Anfang an mit Problemen behaftet. Ein jahrzehntelanger Rechtsstreit zwischen dem Klosterstift Ilfeld und dem Grafen von Stolberg – Wernigerode sowie die geringe Qualität der Kohlen verhinderten einen gewinnbringenden Bergwerksbetrieb. Der Bergbau kam immer wieder zum Erliegen, wurde aber auch mehrmals wieder aufgenommen. Die Betriebsperioden lagen in den Jahren 1737-1770, 1831-1836 und 1849-1880. Die Abbaustrecken des Rabensteiner Stollens erreichten im Laufe der Zeit eine Gesamtlänge von etwa 6.500 m. Während die bekannten deutschen und europäischen Steinkohlenvorkommen im Oberkarbon gebildet wurden, sind die Steinkohlen des Harzes Bildungen des Perms. Nach der Herausbildung des variszischen Gebirges herrschte in diesem jungen Gebirgsland in der Zeit des Perms vor ca. 300 Millionen Jahren ein warmes trockenes Klima. Die Kräfte der Verwitterung begannen ihr zerstörerisches Werk unmittelbar nach dem Auftauchen des Gebirges aus dem Meer am Ende der Karbonzeit. Der dabei anfallende Abtragungsschutt des Gebirges - Steine, Schotter, Sand, Kies und Ton - sammelte sich innerhalb und am Rande des Gebirges in riesigen Becken, die sich langsam absenkten. Wegen der überwiegenden Rotfärbung dieser Ablagerungen wird die untere Abteilung des Perms als Rotliegendes bezeichnet. Eines der Sammelbecken für den Abtragungsschutt des variszischen Gebirges ist das Ilfelder Becken. Hier herrschte zu Beginn des Perms noch ein feucht-tropisches Klima mit üppigem Pflanzenwuchs. Die Pflanzenreste wurden nach ihrem Absterben teilweise rasch von Schlammsedimenten überdeckt, gerieten so unter Luftabschluß und wurden allmählich zu Kohle umgebildet. Auf den Halden des Steinkohlenbergbaus kann man in den heute zu Tonsteinen verfestigten Schlammablagerungen z. T. sehr schöne Abdrücke von Resten der Vegetation der Rotliegendzeit, wie z. B. Farnwedel und Schachtelhalme finden. www.rabensteiner-stollen.de

Felsbildungen und Steinkohlenbergbau
Felsentor Neustadt ( 4 )
Das Felsentor bei Neustadt liegt unweit der Parkanlagen östlich des Luftkurortes Neustadt und ist zu Fuß von dem Parkplatz am Grillplatz Zapfkuhle zu erreichen. Wie im Ilfelder Tal sind auch am Felsentor durch die Verwitterung unterschiedlich widerstandsfähiger Partien des Porphyrits markante Felsformationen entstanden. Die Porphyritfelsen verengen hier ein aus dem Harz kommendes weites Tal wie ein Tor zu einem schmalen Durchgang. Durch dieses Tor gelangt man in das Neustädter Steinkohlenrevier. Die Gewinnung der Kohle begann hier um das Jahr 1730 zunächst in kleinen Tagebauen, aber auch - nachdem die oberflächennahen Vorkommen erschöpft waren - bereits Mitte des 18. Jh. untertägig mittels Stollen und Schächten, die bis 80 m Tiefe erreichten. In dem Neustädter Revier wurden ebenso wie am Rabenstein (vgl. Geopunkt ) Steinkohlen der "Kohleführenden Schichten" des unteren Rotliegenden abgebaut. Es sind drei Kohleflöze mit einer Gesamtmächtigkeit der Kohle von 25 bis 70 cm ausgebildet. Die wirtschaftliche Entwicklung des Neustädter Steinkohlenbergbaus ist durch ein ständiges Auf und Ab gekennzeichnet. Die letzte zusammenhängende Betriebsperiode dauerte bis zum Jahre 1862. Die Einstellung des Bergbaus erfolgte dann wegen Erschöpfung der Vorräte, zu teurer Wasserhaltung und wegen Kapitalmangels.

Als heutige Sachzeugen finden wir im Gelände in dem Bereich Vaterstein-Felsentor:

  • ehemalige Tagebaue am Südosthang des Vatersteins: erkennbar als bis 3,5 m tiefe Senken;
  • ehemalige Stollenmundlöcher: erkennbar nur noch an den Geländeeinschnitten der Zuwegungen;
  • ehemalige Schächte: erkennbar als "Pinge", ein kegelförmiges 5 m tiefes Loch, umgeben von einer sichelförmigen Halde;
  • "Stollenborn" in der Nähe des Grillplatzes Zapfkuhle: das ist die ehemalige Wasserhaltung des Steinkohlenreviers am Vaterstein.
 
Neustadt-Information
Tel.: (036331) 46277
www.neustadt-harz.de


Manganerzrevier Ilfeld
Lehrpfad Manganerz-Bergbau "Kleiner Möncheberg" ( 5 )
Von Ilfeld aus führt ein ca. 3,5 km langer ausgeschilderter Wanderweg zum sogenannten Braunsteinhaus inmitten der Laubwälder des Südharzes. Mit dem Fahrzeug erreicht man das Braunsteinhaus von der Landstraße Ilfeld - Appenrode aus über einen befestigten Fahrweg. Das Braunsteinhaus ist das ehemalige Zechenhaus des hier wohl bereits im Mittelalter, bergmännisch fachgerecht seit Anfang des 18. Jh., betriebenen Manganerzbergbaus. Braunstein ist eine alte bergmännische Bezeichnung für derbe braunschwarze Manganerze. Mangan war schon im Mittelalter ein gesuchter Rohstoff. Die im Harz verbreiteten Venetianersagen gehen vermutlich auf Prospektoren (Fachleute die Bodenschätze erkunden) aus Venedig, zurück, die hier nach dem sehr hochwertigen Braunstein suchten. Venedig war seit dem frühen Mittelalter das Zentrum der europäischen Glasmacherkunst. Eines der dort gehüteten Geheimnisse war das Verfahren zur Herstellung von farblosen Gläsern, zu deren Produktion ein Zusatz von Manganoxid erforderlich war. Neben den Manganerzen wurde im Gräflich Stolberg Hohnsteinschen Forst auch Eisenerz abgebaut. Der Manganerzabbau wurde zunächst bis zum Jahr 1890 betrieben und dann wegen Erschöpfung der Lagerstätte eingestellt. Ab 1916 folgte eine zweite Bergbauperiode, die im Jahr 1922 mit der endgültigen Stilllegung des Ilfelder Manganerzbergbaus endete. Vom Braunsteinhaus aus starten wir unsere Rundwanderung auf dem ca. 2 km Lehrpfad im ehemaligen Manganerz-Bergbaurevier. An 12 Stationen sind verschiedene Sachzeugen des Bergbaus in Form von Halden, steilwandigen Tagebauen, Pingen und verbrochenen Stollenmundlöchern zu sehen. Sie stammen überwiegend aus der letzten Betriebsperiode während des 1. Weltkrieges. Zur Wanderung sollte man unbedingt das dazugehörige Begleitheft mitnehmen. Es kann bei der Südharz- Touristik Ilfeld erworben werden.

Fantastische Verwitterungsformen
Gänseschnabel, Mönch und Nadelöhr ( 6 )
Der rotbraune Ilfelder Porphyrit ist ein Gestein sehr unterschiedlicher Festigkeit. Das Material ist teilweise sehr mürbe, verwittert relativ schnell und tiefgründig zu einem Grus. In unmittelbarer Nachbarschaft ist das gleiche Gestein gegenüber den Kräften der Verwitterung sehr widerstandsfähig und bildet z.T. bizarre Klippen. Solche Klippen sind in verschiedenen Tälern im Südharz ausgebildet. Wegen ihrer skurrilen Formen haben sie schon immer die Fantasie der Menschen angeregt und so haben die besonders markanten Felsbildungen fast alle einen eigenen Namen, der oft mit einer Legende verbunden ist. Zu den auffallendsten Felsen im Ilfelder Tal gehören "Gänseschnabel", "Mönch" und "Nadelöhr". Der Name "Nadelöhr" wurde dem Felsen wohl gegeben, weil er eine enge Spalte hat. Einer Legende nach mussten alle Fuhrleute, die mit ihren Fuhrwerken in den Harz wollten, an diesem Stein vorbei. Neue Fuhrknechte mussten unter dem Beifall der Kameraden durch den engen Felsspalt kriechen. Blieben sie stecken, so halfen die anderen mit ihren Peitschen nach. Natürlich war es den Neulingen auch möglich, sich mit einem Taler von dieser Strapaze freizukaufen. Die Felsen sind vom nördlichen Ortsrand Ilfelds aus auf einem bequemen Wanderweg entlang des Flüßchens Bere zu besichtigen. Folgt man diesem Weg weiter in Richtung Netzkater, trifft man auf eine Verengung des Tales, in der sich die Bere ihren Weg durch eine Ansammlung großer Felsbrocken bahnen musste. Dieser romantische Talabschnitt, das "Kleine Bodetal", entstand durch einen prähistorischen Felssturz , bei dem abrutschende Porphyritmassen das Tal absperrten und die Bere bis zum Netzkater aufstauten.

Am Grunde des Zechsteinmeeres
Aufschluss Lange Wand ( 7 )
Die "Lange Wand" südlich von Ilfeld ist zu Fuß oder mit dem Fahrzeug über eine innerörtliche Straße von dem Haltepunkt Ilfeld Schreiberwiese der Harzer Schmalspurbahnen an der Bundesstraße B4 aus zu erreichen. Die "Lange Wand", ein Steilhang am linken Ufer des Flüßchens Bere, ist ein klassischer geologischer Aufschluss, der eindrucksvoll unterschiedliche erdgeschichtliche Entwicklungszyklen zeigt. Magmatische Gesteine des Unteren Rotliegenden, die einst die Landoberfläche bildeten, werden in einer scharfen Grenze von den Ablagerungen des Zechsteinmeeres überlagert. Der in diesem Profil aufgeschlossene Kupferschiefer war Gegenstand bergbaulicher Aktivitäten. Nach der Herausbildung des Harzes als Gebirge wurde in der Zeit des Rotliegenden vor ca. 300 Millionen Jahren durch gewaltige Vulkanausbrüche eine Landfläche, die heute noch 55 kmē beträgt, mit bis zu 300 m mächtigen Lavaschichten überdeckt. Am Ende dieser unruhigen Zeit hatten die ständig wirkenden Kräfte der Verwitterung das Gebirge völlig eingeebnet. Dieses flache Land wurde vor etwa 255 Millionen Jahren erneut vom Meer erobert. Mit der Überflutung des Festlandes begann die Zeit des Zechsteins, einer geologischen Epoche, die für unser Gebiet von ganz besonderer Bedeutung ist. Am Strand des Zechsteinmeeres wurden wie an jeder Meeresküste Sand und Geröll angespült. Das Meer drang allmählich weiter in das Landesinnere vor und wurde hier an unserem Standort allmählich tiefer. Am Meeresgrund wurde kein Sand, sondern schwarzer Schlamm abgelagert. In diesem Schlamm waren Verbindungen von Kupfer, Silber und anderen wertvollen Metallen enthalten. Die in dem Meer lebenden Fische sanken nach ihrem Tod auf den Grund ab und wurden in den Schlamm eingebettet. Doch auch diese Zeit ging vorüber, der Charakter des Meeresbeckens änderte sich zu einem lichtdurchfluteten Flachmeer, wie wir es heute an tropischen Küsten finden. Aus den Überresten der in dem warmen Wasser lebenden Organismen entstanden kalkige Ablagerungen. Die weitere Entwicklung des Zechsteinmeeres führte zur Bildung der gewaltigen Gips- und Anhydritablagerungen und der Stein- und Kalisalze im Inneren des Thüringer Beckens. An der "Langen Wand" bei Ilfeld stehen wir genau an der Grenze zwischen den eingeebneten Lavaergüssen (Ilfelder Porphyrit) der Landoberfläche des Rotliegenden. Wir erkennen den durch das Meerwasser gebleichten Porphyrit und darüber den Strand des Zechsteinmeeres, die zu Sandstein verfestigten Strandsedimente ("Zechsteinkonglomerat"), den zu einem dünnplattigen Gestein verfestigten metallhaltigen Schlamm, den Kupferschiefer und darüber die zu einem bankigen Kalkstein gewordenen kalkigen Ablagerungen, den Zechsteinkalk.

Kupferschieferbergbau
Schaubergwerk "Lange Wand" ( 8 )
Das Besucherbergwerk "Lange Wand" befindet sich ca. 100 m nordöstlich des klassischen geologischen Aufschlusses ebenfalls am linken Ufer der Bere. Am Aufschluss "Lange Wand" blickt man zunächst wie durch ein Fenster der Erdgeschichte in die Zeit des Perms und kann anschließend das bereits Beobachtete im Innern der Erde - aus der Sicht des Bergmanns - betrachten. Die bergmännischen Aktivitäten reichen hier wohl bis in das 16. Jh. zurück. In mehreren Stollen wurden zunächst Kobalterze und Schwerspat, erst später auch Kupferschiefer gefördert. Ende des Jahres 1860 ist der Bergbau endgültig zum Erliegen gekommen. Ein wirtschaftlicher Erfolg ist dem Bergwerk in allen Betriebsperioden versagt geblieben. Heute besteht jedoch die Möglichkeit, das hier sehr charakteristisch ausgebildete Vorkommen von Kobalterzen in den sogenannten Erzrücken, neben Kupfererzen in dem Kupferschieferflöz und die unterschiedlichen Bergbautechnologien - den Gangerz- und den Flözabbau, unmittelbar nebeneinander zu beobachten. Eine Besichtigung ist nur nach vorheriger Anmeldung möglich.
 


 

Porphyrit
Burgruine Hohnstein ( 9 )
Oberhalb des Luftkurortes Neustadt befindet sich die Ruine der Anfang des 12. Jh. erbauten ehemaligen Grafenburg Hohnstein. Die Burg wurde im 30-jährigen Krieg zerstört, ist aber auch heute noch eine der größten und beeindruckendsten Burganlagen im Harzgebiet. Nach umfangreichen Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten durch den Landkreis Nordhausen ist die Burgruine heute wieder ein sehr attraktives Ausflugsziel. Die Burg Hohnstein befindet sich mitten im Verbreitungsgebiet des Ilfelder Rhyoliths ("Porphyrit") auf einem felsigen Bergsporn. Dementsprechend wurde vorwiegend der dunkelrotbraune Porphyrit als Baumaterial verwendet. Der natürliche Untergrund, der "gewachsene Fels", und das von Menschen errichtete Bauwerk bestehen überwiegend aus dem gleichen Material; die Mauern und Gebäudereste erscheinen gleichsam als selbstverständliche Fortsetzung der natürlichen Felsformationen. Es ist naheliegend, dass die zum Bau der Burg benötigten Steine aus der unmittelbaren Umgebung, wahrscheinlich sogar teilweise aus dem Gelände der Burg selbst stammen. Es ist heute aber nicht mehr möglich, einen bestimmten Steinbruch zu lokalisieren, in dem das zum Bau verwendete Gestein gebrochen wurde. Neben dem Porphyrit haben aber auch verschiedene andere Gesteine, vor allem der heimische Gips, als Baumaterial Verwendung gefunden. Seine Bedeutung liegt vor allem in der Verwendung als Mörtel, den man überall in den weißen Fugen findet, die in schönem Kontrast zu dem dunkelbraunen Porphyrit der Burg ihr charakteristisches Gesicht verleihen. Ebenfalls massenhaft ist gebrannter Gips für die Herstellung der Estrich - Fußböden benutzt worden, deren Reste man vielerorts auf der Burg findet. Gelegentlich wurde der Gips (Alabaster) auch als Werkstein für besonders feine Arbeiten eingesetzt. Neben diesen hauptsächlichen Materialien sind in geringerem Umfang wohl nahezu alle in der näheren Umgebung verfügbaren Gesteinsarten beim Bau oder auch bei Ausbesserungsarbeiten der Burg verwendet worden. So dienten derbe Schieferplatten aus dem Harz als Dacheindeckung, wurden Sandsteine von Kelbra für Mauerbögen, Kalksteine aus dem Thüringer Becken für Gesimse und heimische Flußschotter als Pflasterung in Stall und Küche verwendet. Bei einem Gang durch das Burggelände sollte man nicht nur das alte Gemäuer im Auge haben. Vom Burghof oder noch besser vom Bergfried aus haben wir einen umfassenden Rundblick über weite Teile der alten Grafschaft. Bei klarer Sicht sind der Kyffhäuser, die Hainleite und das Eichsfeld zu sehen.

Blick ins Innere eines Vulkans
Steinbruch Bornberg ( 10 )
Der ehemalige Gemeindesteinbruch befindet sich am nordöstlichen Ortsrand des Ortsteils Osterode der Gemeinde Neustadt/Harz in der geologischen Einheit "Ilfelder Becken". Dieses bildet mit einer Fläche von ca. 120 kmē das größte Rotliegend-Vorkommen des Harzes und ist im Raum Ilfeld- Neustadt durch eine mächtige rhyolitische Vulkanitserie gekennzeichnet. Dieser in der älteren Literatur als "Ilfelder Porphyrit" bezeichnete Vulkanitkomplex ist auf einer Fläche von ca. 50 kmē verbreitet. Zugehörige Vulkanschlote bzw. Lavaförderzentren sind jedoch nur sehr wenige bekannt. Im Aufschluss am Bornberg ist ein Lavaförderzentrum in Form einer in idealer Gefügeanordnung ausgebildeten Quellkuppe aufgeschlossen.

Hier ist rhyolitische Lava in bereits vorher abgelagerte, aber noch nicht verfestigte Aschestromablagerungen eingedrungen und hat in mehreren Schüben eine domartige Struktur gebildet. Auf Grund seiner an diesem Standort gegebenen Festigkeit ist das vulkanische Gestein, der Rhyolith ("Ilfelder Porphyrit"), hier abgebaut worden, wodurch die innere Struktur der vulkanischen Quellkuppe sichtbar wurde und in sehr anschaulicher Weise die Fördertätigkeit des Rotliegend-Vulkanismus deutlich wird.

Text: Dipl.-Geol. H. Garleb
Fotos: Garleb, George, Rabensteiner Stollen e.V.

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